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Ammerseekurier

Unabhängiges Heimatblatt für die Ammerseeregion

 

Taubenturm Dießen: Im Zwischenraum

Skulpturale und bildliche Raumerlebnisse zwischen Himmel und Meer

Nue Ammann  28. Juni 2016

 


Der Raum zwischen den Bildern von Angela Preis und den Skulpturen Peter Augustins wird zum Erlebnis für den Besucher. Foto: Ammann

Dießen – Eine hölzerne Treppe, aus mehreren Holzblöcken grob heraus gesägt, lässt den Blick nach oben klettern, vorbei an drei kleinen Ausschnitten eines pastellfarbenen Abendhimmels. Wie Blicke durch kleine Fenster hinaus ins Freie, in die endlose Weite des Himmels, nehmen sich die Bilder aus und setzen gemeinsam mit der davorstehenden Holzskulptur Assoziationen frei: von Freiheit und Anstrengung, von Schwerelosigkeit und Erdanziehung. Im Raum zwischen Himmel und Meer verortet das Künstlerpaar Angela Preis und Peter Augustin seine Werke, die in der aktuellen Ausstellung im Dießener Taubenturm zum ersten Mal gemeinsam gezeigt werden.

Angela Preis, die zusätzlich zu ihrer Ausbildung als Vermessungs-Ingenieurin an der Akademie der bildenden Künste in München studierte, beschäftigt sich in ihren Öl- und Acrylgemälden mit dem Thema Wasser in all seinen Aggregatszuständen.

Vor dem Hintergrund ihrer Gemälde von bewegten Wasseroberflächen und zart nuancierten Wolkenkompositionen positioniert Peter Augustin, seines Zeichens Architekt und Bildhauer, Holz- und Steinskulpturen, die in ihrer abstrahierten Gegenständlichkeit an Treppen, Boote, Frauenakte oder Brücken erinnern. Einigen seiner Arbeiten gehen kleine Gipsmodelle voraus, doch ist die Umsetzung in Holz und die damit einhergehende Vergrößerung der Arbeiten stets eine Art Neuschöpfung, denn nicht jede Komposition „funktioniert in jeder Größe“, so Peter Augustin.

Mit Ketten- und Vibrationssäge, Stechbeitel und Klöpfel bearbeitet er sein Hauptwerkmittel, Lerchenholz. Nur gelegentlich arbeitet der Bildhauer auch in Stein, der „mehr Widerstand bietet, und der Gestaltungsprozess daher etwas archaisches hat“. Seine Holzskulpturen sind nicht selten aus mehreren Teilen zusammengefügt, die miteinander verschraubt werden und dadurch mitunter auch mehr als eine finale Form zulassen.

Neben Wolkenkompostionen in zarten Farbschattierungen präsentiert Angela Preis in der Ausstellung im Taubenturm mehrere Gemälde mit bewegten, ruhigen oder stürmischen Wasseroberflächen.

Vollformatig konzeptioniert, setzt sich das Meer oder die Seeoberfläche gleichsam über den Bildrand hinaus fort und wird zum Sinnbild von Weite. Um die Struktur des sich stets bewegenden Wassers zu erfassen, ist es Angela Preis erste Aufgabe „viele Stunden mit Schauen zu verbringen“, wie sie erläutert, bevor sie zum Pinsel greifen kann.

Eine im dritten Stock hängende Serie belegt dieses langsame, beobachtende Herantasten an ihr Bildthema. In den sieben kleinformatigen Arbeiten liegen jeweils zwei dezent nuancierte Farbflächen horizontal aufeinander. Was im ersten Moment wie eine Studie zu Grautönen erscheint, entfaltet bei intensiverer Betrachtung seine tiefere Bedeutung: es ist eine Reihe malerisch gebannter Lichtveränderungen von Himmel und Meer, die in der Horizontlinie aufeinandertreffen.

Eine Gemeinschaftsausstellung, in der sich Arbeiten zweier Künstler so sehr verschränken, wie im Fall von Angela Preis und Peter Augustin, ist immer eine Herausforderung und ein Wagnis.

Doch im konkreten Fall ein durchweg geglücktes Unterfangen, denn hier stört oder übertönt kein Werk das andere, vielmehr treten die doch so unterschiedlichen Arbeiten in einen stummen Dialog. Der Raum zwischen Bildern und Skulpturen wird zum Erlebnis für den Besucher, der selbst weniger als Rezipient gefordert ist, sondern als Zuschauer eingeladen, ein harmonisches ‚Pas de Deux‘ zu genießen. Nue Ammann

Die Ausstellung „Zwischen Himmel und Meer“, im Dießener Taubenturm beim Marienmünster, ist noch bis Sonntag, 3. Juli, jeweils samstags und sonntags, zwischen 12 und 18 Uhr, geöffnet.

 

Augsburger Allgemeine

2016-07-02

Dießen

Treppen und Stege zum Himmel

Taubenturm Werke von Angela Preis und Peter Augustin

Von Maren Martell

 

Im Nichts endende Wolkentreppen. Die Arbeiten von Angela Preis und Peter Augustin sind derzeit im Dießener Taubenturm zu sehen.

Foto: Maren Martell

Was verbindet die Erde mit dem Himmel, das Meer mit dem Festland? Sind es die ins unendliche Nichts aufstrebenden Treppen- und Brückenobjekte von Peter Augustin? Seine etwas groben, mit der Motorsäge herausgearbeiteten Holzskulpturen erscheinen so gänzlich anders als die fast flüchtig wirkenden Arbeiten von Angela Preis. Doch auch wenn sich beide Künstler ganz unterschiedlicher formaler Mittel bedienen, so ergänzen sich ihre Bilder und Skulpturen in der aktuellen Ausstellung im Dießener Taubenturm doch auf wunderbare Weise.

So beginnt und endet die leuchtend gelbe „Himmelstreppe“ quasi im Nirgendwo, schwebt fast losgelöst im Raum und trifft doch auf die zarten Wolkenlandschaften.

Eine erste gemeinsame Ausstellung haben die beiden Künstler in Dießen gewagt. So formuliert es der Kulturhistoriker Thomas Raff in seiner begrüßenden Einleitung. „Ein Wagnis sicher!“ Doch wie es scheint, ein sehr gelungenes Experiment. Angela Preis ist eigentlich Vermessungsingenieurin. „Meer und Wasser hat sie quasi schon früh studiert.“ In Damaskus hat sie die Umayyaden-Moschee vermessen, in Jerusalem den Felsendom und längere Zeit war sie in Griechenland unterwegs. 1996 schloss sie ihr Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München ab. Heute lebt und arbeitet sie in Dorfen bei Erding, östlich von München. Erstmals waren ihre Arbeiten in der Ammerseeregion im vergangenen Jahr zu sehen, so im Herbst während des „Kleinen Formats“ in Dießen.

Seit mehr als 20 Jahren fertigt Angela Preis schon ihre „Horizontbilder“, beschäftigt sich mit den verschiedenen Aggregatzuständen von Wasser, egal, ob flüssig, als Nebel, Wolken, Schnee oder Eis. Im Taubenturm präsentiert sie vor allem ihre Meer- und Himmelbilder. Ihre Öl- und Acryl-Werke haben etwas Grenzenloses.

„Sie sind alle randlos, und man könnte sie sich weit über den Rand hinausgehend denken. Das ist eine ganz andere Auffassung von Raumtiefe, als man es von den klassischen Landschaftsmalern kennt“, erläutert Raff. Die Werke von Angela Preis strahlen dabei eine unglaubliche, ja fast meditative Ruhe aus, auch wenn auf ihren Bildern viel in Bewegung ist: so die flirrenden Lichtreflexe auf dem Wasser, die Wellenbewegungen, die fast wie eine Holzmaserung daherkommen, oder die vom Wind zerzausten, dahineilenden Wolkenfetzen.

Peter Augustin arbeitete lange als Architekt in München und hat seit 2006 sein Atelier in Landsberg. Seine berufliche Verortung ist auch in seinem künstlerischen Werk unverkennbar.

Am Ammersee ist es seine erste größere Ausstellung. Präsentiert hat er seine Arbeiten bislang vorwiegend in Landsberg, da unter anderem während der Kunstnacht. Im Taubenturm zeigt Augustin sowohl skulpturale Gebilde, die an menschliche Körper erinnern, als auch architektonische Gebilde wie Brücken, Stege oder Treppen. Teils arbeitete er seine Werke mit der Kettensäge heraus, teils auch mit dem Stemmeisen aus dem Holzblock. Seine bevorzugten Materialen sind dabei die Hölzer der Eiche, Pappel und Lärche.

Öffnungszeiten im Taubenturm noch am 25./ 26. Juni sowie 2./3. Juli, jeweils von 12 bis 18 Uhr.

In Internet

www.heimatverein-diessen.de

Westdeutsche Zeitung

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